Freitag, 6. November 2009

Deklaratives und nicht-deklaratives Gedächtnis

Die Struktur des Langzeitgedächtnis zeigt sich als keine einheitliche Größe, sondern setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. Die wichtigste Unterscheidung ist die zwischen dem bewussten Gedächtnis für Fakten und Ereignisse (deklaratives oder explizites Gedächtnis) und verschiedenen Formen unbewußter Gedächtnisprozesse (nicht-deklaratives oder implizites Gedächtnis).
Deklaratives Gedächtnis
Das deklarative Gedächtnis wird weiterhin in ein semantisches und episodisches Gedächtnis eingeteilt. Das episodische Gedächtnis verarbeitet und speichert Informationen, die sich auf eigene Erfahrungen beziehen, mit Rücksicht auf die zeitliche Sequenz der erlebten Episoden. Demgegenüber enthält das semantische Gedächtnis das "Weltwissen" einer Person, also beispielsweise ihr Wissen über Sprache (Semantik, Grammatik), Regeln und Konzepte. Das Wissens- oder Kenntnissystem speichert Fakten und Regeln. Allerdings wird lediglich die Information im episodischen Gedächtnis bewusst verarbeitet, Informationen aus dem semantischen Gedächtnis werden dagegen automatisch und ohne besondere Anstrengung aktualisiert.
Nicht-deklaratives Gedächtnis
Da menschliche Informationsverarbeitung nur teilweise bewußt und kontrolliert verläuft, bleiben viele Wahrnehmungen und Gedächtnisleistungen aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit unbewußt. Trotzdem können sie das Verhalten beeinflussen, welches daraufhin automatisch und ohne bewußte Steuerung abläuft. Das implizite Gedächtnis oder nichtdeklarative Gedächtnis speichert Fertigkeiten, Erwartungen, Verhaltensweisen und die Ergebnisse von Konditionierungsvorgängen und Priming. Ein Beispiel für das implizite Gedächtnis ist das prozedurale Gedächtnis, welches aus einfachen, mechanisch erlernten motorischen Ablaufmustern besteht und die Verarbeitung sensumotorischer Fertigkeiten erlaubt. Auch Konditionierungsformen lassen sich dem nicht-deklarativen Gedächtnis zuordnen. Diesem System wird auch das sogenannte "Priming" zugeschrieben. Dieses System nimmt eine große Zahl von Reizen auf, diese Inhalte bleiben vorbewußt, d.h., sie können nicht aktiv abgerufen werden. Wird man jedoch mit einem ähnlichen Reiz konfrontiert, kommen sie einfach in den Sinn. Durch das Priming kann man einen dargebotenen Reiz besser erkennen oder bei der Darbietung eines Reizteils besser erschließen, denn man war diesem Reiz ja zu einem früheren Zeitpunkt schon einmal (zufällig) ausgesetzt.

1 Kommentar:

  1. Danke für diese detaillierte Erklärung, hat mir sehr geholfen! :-)
    Leon

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