Sonntag, 9. Mai 2010

Stufen der Intelligenzentwicklung nach Piaget

1. sensumotorische Phase (-ca. 18 Monate)
beinhaltet die Wurzeln des Denkens und Handelns
- Erkennen von Ursache und Wirkung (nach Piaget Kreisreaktion oder zirkuläre Reaktion) -> Bsp.: Hand und Glocke = Ton
- Objektpermanenz
- Nachahmungsverhalten
- Symbolhandlungen (z.B. Schlafen spielen)
2. voroperatorisches oder auch anschauliches Denken (2-7 Jahre)
- das Kind denkt zentriert auf  den anschaulich hervorstechendsten Aspekt (Gläser mit  Perlen)
- der Invarianzbegriff ist noch nicht ausgebildet (Mengen ändern sich mit der Form ->  z.B. Plastilinkugel)
- Egozentrismus (= Unfähigkeit, sich in die Perspektive eines anderen zu versetzen  noch nicht sozialisierte Sprache, da dazu die Fähigkeit zur Differenzierung und  Koordination der Perspektiven vorausgesetzt wird. Piaget deutete die Monologe als frühkindlichen Egozentrismus, im Verlaufe weiterer Forschungen konnte von anderen Wissenschaftler jedoch gezeigt werden, daß diese Monologe eine fördernde und unterstützende Bedeutung für die kognitive Entwicklung haben. Lautes Denken beim Rechnen, anschließendes murmeln bis zum sprachfreien Rechnen führen zu einem schnelleren Lernerfolg.
3. konkret-operatorisches Denken (8-ca. 11-12 Jahre)
- logische Denkprozesse werden möglich (an konkrete Gegenstände gebunden)
- Dezentrierung wird möglich (= versch. Aspekte einbeziehen)
- Reihenbildung und Klassifikationshierarchien
4. formal-operatorisches Denken (11 oder 12 - 14 oder 15 Jahre)
- Lösung abstrakter Probleme möglich, mit der Fähigkeit zur Hypothesenbildung mit der Fähigkeit zu formalen Schlüssen. mit der Fähigkeit zu Meta-Denken
Der wichtigste Motor der Entwicklung nach Piaget ist das Äquilibrationsprinzip, das Prozesse der Assimilation und Akkomodation mit der Umwelt umfaßt -> also interaktionistisch. Die von Piaget angenommene rigide Stufenabfolge mit genauer Altersangabe wurde jedoch widerlegt. Trotzdem ist beachtenswert, daß bei Piaget das Individuum kein passiver Gegenstand eines endogenen Reifungs- und Entfaltungsprozesses ist, also Piagets Theorie ist eine konstruktivistische Stufentheorie, da das Kind aktiv das Schema konstruiert.
Kritikpunkte:
Die von Piaget vorausgesetzte Reifetheorie konnte somit nicht bestätigt werden, so daß die Genfer Schule hauptsächlich den interaktionistischen Aspekt in den Vordergrund rückt. Im Gegensatz zu Piagets Annahme geht die soziale Schemabildung der nicht-sozialen voraus (Personen- vor Objektpermanenz), offensichtlich bedingt durch die mögliche Empathie.

Längsschnittmethode vs Querschnittmethode in der Entwicklungspsychologie

Die Querschnittmethode
Von den beiden Methoden zur Untersuchung der Veränderungen über die Zeit, ist die Querschnittmethode die ökonomischere. Es werden zwar unterschiedliche (Alters-) Gruppen zur gleichen Zeit untersucht, aber deren Unterschiede werden nicht als Differenzen zwischen den einzelnen Gruppen angesehen, sondern sie werden als intraindividuelle Veränderungen in den verschiedenen Altersstufen betrachtet.  Bei Intelligenzmessungen mittels Querschnittuntersuchungen wird regelmäßig der Kohorteneffekt (Effekt durch die Geburtsjahrgänge und z.B. ihr ähnliches Schicksal wie Kriege etc.) unterschätzt. So entsteht z.B. das sog. Defizitmodell der Intelligenzentwicklung. Bei Querschnittstudien zeigt sich bei Intelligenzuntersuchungen ein stärkerer Anstieg der Leistung bis ca. 28 Jahre, dann leichter Abfall, anschließend rasanter Leistungsabfall. Hauptkritikpunkt an der Querschnittsuntersuchung: Konfundierung mit den Kohorteneffekten.

Die Längsschnittmethode
Anders sehen die Ergebnisse bei "kurzen" Längschnittstudien aus. Hier zeigt sich Stabilität oder sogar leichter Zuwachs der Leistungen bis ca. 60 Jahre, erst anschließend leichter, dann stärkerer Intelligenzabbau, dies ist oft auf soziale Faktoren, wie z.B. Pensionierung, zurückzuführen.

Letztlich sind nur Längsschnittstudien wirklich aussagekräftig.